23. Oktober 2019

Rasha Jarhum über die wichtige Rolle der Frauen im Jemen

Rasha Jarhum und Dr. Anna Würth, Leiterin der Abteilung Internationale Menschenrechtspolitik im DIMR

Im September 2019 besuchte die jemenitische Menschenrechtsaktivistin Rasha Jarhum auf Einladung der IFFF/WILPF verschiedene deutsche Städte, um über den Krieg und die Situation der Frauen im Jemen zu berichten. Sie diskutierte mit der Zivilgesellschaft, gab Interviews für Vertreter*innen von NGOs und war im Auswärtigen Amt zu Gast. Dabei machte sie immer wieder deutlich, dass jemenitische Frauen nicht nur als Opfer des Krieges angesehen werden dürfen, weil ihnen eine weitaus wichtigere Rolle zukommt.

Trotz Sicherheitsbedenken, Vertreibung und zunehmender Gewalt entwickelten die jemenitischen Frauen seit Ausbruch des Konflikts neue Formen des kollektiven und integrativen Widerstands gegen Tyrannei und die militarisierte Umgebung. Hinter den Kulissen stehen sie heute an der Spitze der humanitären Hilfe. Sie mildern die Auswirkungen des Krieges, indem sie sich an lokalen Vermittlungsbemühungen beteiligen, Friedensinitiativen initiieren und ihre Gemeinschaften und Familien erhalten.

Eine dieser Friedensinitiativen ist die 2015 von Rasha Jarhum gegründete Peace Track-Initiative. Ihr gehören ausschließlich Frauen an, die sich trotz verschiedener Hintergründe auf ein übergeordnetes Ziel einigen können: Frieden. Sie fordern unter anderem einen sofortigen Waffenstillstand, keine Landminenausbringungen, das Verbot von Kindersoldaten und den Einsatz von Friedenskräften.

International erreichten die jemenitischen Frauenorganisationen, dass der Sondergesandte der Vereinten Nationen für den Jemen, die “Yemeni Women Technical Advisory Group” gründete. Sie soll bei allen Verhandlungen zum Jemen sicherstellen, dass die Stimme der jemenitischen Frauen gehört wird und Gewicht hat. Dennoch kritisierte Rasha Jarhum bei ihrem Treffen mit Vertreter*innen des Auswärtigen Amts, den wenig erfolgreichen UN-Prozess und die ausgrenzende Art gegenüber Frauenorganisationen.

Neben Berlin, Frankfurt und Augspurg war Rasha Jarhum für einen Vortrag in München. Dort stand die historische Entwicklung der Situation im Jemen im Mittelpunkt. Sie berichtete über die Chancen, die Frauen und die Demokratie in der kommunistischen Zeit hatten und die Interessen diverser Kriegstreiber, die zur heutigen Situation geführt hatten. Dabei sprach sie auch die deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien an. Rasha Jarhum schaffte es, in München sowie in den anderen deutschen Städten ihre und Mona Luqmans Aufklärungsarbeit, im Rahmen der von WILPF unterstützten Peace Track-Initiative, auszuweiten und machte die Situation im Jemen für ein breites deutsches Publikum zugänglich.