Workshop Migration mit Mariana Karkoutly

Als sie noch in Syrien lebte, wurde Mariana Karkoutly Zeugin unzähliger Menschenrechtsverletzungen. Deshalb setzt sie sich seit Jahren für Menschenrechte ein. Nach Abschluss ihres Jurastudiums in Damaskus besuchte sie die Alice-Salomon-Universität für ihren Master in Sozialarbeit. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Flüchtlingslagern. Derzeit ist sie Projektmanagerin bei Adopt a Revolution und als Rechtsberaterin beim CJA-Zentrum für Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht.
Ihr Workshop „Migration“ bei der Veranstaltung „Sicherheit feministisch denken: Ein WILPF Webinar zu alternativen Sicherheitskonzepten“ fokussierte sich auf syrische Frauen und fand in englischer Sprache statt.
Zu Beginn des Workshops gab Mariana eine Einführung über die Situation für Frauen in Syrien vor der Revolution. Die Frauenrechte wurden sehr von der Scharia und ehemaligen französischen Gesetzen geregelt. Die Bewegungsfreiheit für Syrer*innen war sehr eingeschränkt und abhängig von der Zustimmung männlicher Familienmitglieder. Für Aktivist*innen war es schwer, sich feministisch zu organisieren. Es bestand immer die Gefahr, im Gefängnis zu landen, gefoltert oder vergewaltigt zu werden. Die Möglichkeit, sich als Frau einzubringen, waren Schattenberichte oder auch andere Dokumentationen, die sie heimlich an internationale Organisationen wie die UN schickten. Zu der Zeit mussten die Syrer*innen gleichzeitig gegen eine Diktatur und das Patriarchat kämpfen. Die Revolution barg Hoffnung, denn sie bedeutete Veränderung. Die Frauen protestierten aktiv auf der Straße.
Die Gefahren der Flucht
Die Beschneidung ihrer eingeschränkten Bewegungsfreiheit erschwerte es den Frauen, das Land zu verlassen. Deswegen waren es meist erst die Männer, die in Deutschland Asyl suchten. Durch die Familienzusammenführung würden die Frauen nicht über das Meer kommen müssen. Doch anstelle eines Flüchtlingsstatus, erhielten viele Männer nur subsidiären Schutz und ihre Familien mussten, wie befürchtet, den gefährlichen Weg über den Ozean nehmen. „Wir alle erinnern uns an die furchtbaren Bilder, die in dieser Zeit (und darüber hinaus) entstanden“, erinnert Mariana. Durch ihr juristisches Wissen und ihre persönliche Erfahrung mit den deutschen Behörden, konnte sie tief auf die Materie des Asylschutzes und -rechtes und damit verbundene Probleme in Deutschland eingehen.
Auf die Frage einer Teilnehmerin berichtete Mariana ferner über die Situation der kurdischen Frauen. Vor der Revolution mussten Kurd*innen in Syrien viel Diskriminierung erfahren: laut Marianna hatten sie wenig Rechte, keine Papiere, Arbeit oder Schulunterricht.
Sie sprach auch über Sicherheit. Frauen und Kinder sind während und nach der Flucht besonders vulnerabel. In den Flüchtlingslagern wurden viele Frauen von dem Wachpersonal vergewaltigt. Aus Angst vor dem Stigma trauten sich viele nicht, davon zu berichten.
Sie kritisierte außerdem, dass in Deutschland geflüchtete Frauen fetischisiert werden; oft eine Hijab tragen und weinend gezeigt werden. Nur selten werden sie auf eine empowernde Art und Weise abgebildet. „Wenn sie Opfer sind, dann, weil sie Opfer des Systems sind“.
von Julia Trippo