unsere Jahresversammlung mit Blick auf den Kochelsee war sehr konstruktiv. Wir erkannten zwei Herausforderungen für unsere schmale Kasse: a) der Rebellinnen gegen den Krieg – Anita-Augspurg-Preis. Beschluss ist nun, dass er vergeben wird, wenn bis Ende Mai die Hälfte Preisgeldes eingegangen ist. Vielen Dank an alle, die uns dieses Ziel unterstützt haben. b) der internationale WILPF-Kongress in Ghana, die Kosten für unsere Delegation sowie die dort geplanten Projekte. Heidi Meinzolt wurde einstimmig als Delegierte und als Kandidatin für das Amt der Regionalvertreterin von Europa bestimmt, weitere Delegierte sind Julia Trippo sowie Jenny Menninger.
Die herzlichen Glückwünsche des Genfer Büros und unserer Präsidentin Kozue Akibajashi zu unserem 103. Geburtstag gebe ich gerne an euch weiter. Sie engagiert sich besonders für den Frieden und die atomare Abrüstung in Korea und gibt der Überzeugung Ausdruck, dass diese Ziele nur durch unsere weltweite Solidarität erreicht werden können.
Gestern habe ich mich in München mit einigen Frauen getroffen, die eine szenische Lesung zu den Ereignissen „100 Jahre Frauenwahlrecht und Revolution“ vorbereiten (Aufführungen in München: 11. und 12. September). Was mir nicht zum ersten Mal auffällt bei der Beschäftigung mit Geschichte und Gedenken: Wie mutig und weitblickend diese Frauen waren und wie wenig Platz im Gegensatz dazu ihnen die offizielle Geschichtsschreibung und die Medien immer noch einräumen. “Kommt im Norden oder Süden Europas zusammen, protestiert kraftvoll gegen den völkermordenden Krieg und bereitet den Frieden vor, kehret heim, jede in ihr Vaterland und wiederholt den Ruf“ (L.G.Heymann, Flugblatt, Februar 1915, BayHStA, Kriegsarchiv).
Ganz in diesem Sinne haben sich auf Einladung von Heidi Meinzolt mit der Unterstützung durch Barbara Lochbihler die Europäischen WILPF-Frauen in Brüssel getroffen. Lest dazu den Bericht des Young-WILPF-Mitglieds Jenny Menninger. Mir blieb am Schluss der eindringliche Appell des Rüstungsexperten der Grünen Fraktion Tobias Heider in Erinnerung, über die geplante Aufrüstung der EU zu informieren und dagegen zu protestieren. Unter dem harmlos klingenden Namen PESCO (d.i. ständige strukturierte Zusammenarbeit) kommt die neue Militarisierung daher. Für Rüstungsforschung sollen im Jahr 2018 30 Millionen Euro, 2019 40 Millionen Euro und von 2021 bis 2027 jährlich 500 Millionen Euro bereitgestellt werden, für Rüstung 2018 500 Millionen Euro der Mitgliedsländer, von 2019 bis 2020 sind eine Milliarde pro Jahr vorgesehen, ab 2021 dann fünf Milliarden jährlich. Ein Griff in andere Kassen, Wissenschaft und Forschung, Entwicklungshilfe bis zu Erasmus soll dabei helfen. Das Verteidigungsministerium unterstützt den Aufbau einer europäischen Armee aktiv. Es hört sich schon fast satirisch an, dass pazifistische Argumente nicht zählen, mehr erreicht das Argument der „Effizienzrate von nur 15 %“ bei Rüstung. Die weltweite Aufrüstung beträgt heute laut SIPRI 1 739 Milliarden US-Dollar mit vor allem in USA und Europa steigender Tendenz.
Auch Heidi Meinzolt hat sich Gedanken zu Europa gemacht: Europa schafft sich ab. Sie hat auch am UPR-Verfahren in Genf zur Resolution 1325 teilgenommen, siehe ihr Bericht unten.
Thema von Heft Nr. 2 der Zeitschrift der Friedensbewegung „Friedensforum“ war Frauen und Gender. Während Susanne Hertrampf über die Geschichte der Friedensfrauen schrieb, hat Heidi Meinzolt die IFFF/WILPF vorgestellt und ich über meine Erfahrungen in der Friedensbewegung berichtet, alles findet ihr hier. In der Ausgabe 3 hat Heidi von der Sicherheitskonferenz in München und den Gegenaktionen berichtet und den Vortrag der bosnischen WILPF-Friedensaktivistin Nela Porobic Isakovic zusammengefasst.
Die bayrische Auftaktveranstaltung der Abrüstungsaktionen und Friedensläufe „Frieden geht“, u.a. mit einer Rede von mir, findet vor MBB in Schrobenhausen (Start zum Pfingstspaziergang am 21. Mai um 12 Uhr am Bahnhof). Hier könnt ihr euch informieren, wo es bei euch in der Nähe eine Möglichkeit zur Teilnahme gibt. Die "Frieden geht!"-Strecke beginnt am 21. Mai 2018 mit einer Kundgebung beim Kleinwaffenhersteller "Heckler & Koch" in Oberndorf. Von dort führt die Laufstrecke vorbei an mehreren Rüstungsstandorten entlang einer festgelegten Route - über Karlsruhe, Mannheim, Frankfurt (Main), Kassel, Eisenach, Jena, Halle (Saale) und Potsdam - nach Berlin, wo die letzte Etappe am 2. Juni 2018 mit einer Großkundgebung endet.
Außerdem haben Heidi und ich Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeten, den neuen Heimatminister Seehofer wegen Frauenfeindlichkeit abzulösen. Ohne Erfolg!
ICAN und der Kampagnenrat „Atomwaffen abschaffen“ arbeiten daran, dass möglichst viele Abgeordnete (MdL, MdB, Gemeindeverordnete usw.) die Erklärung für ein Atomwaffenverbot unterschreiben, die ihr hier findet. Ihr könnt da auch nachsehen, welche Abgeordneten schon unterschrieben haben. Für den bayrischen Landtag bin ich zuständig, bitte gebt mir Rückmeldung, welchen Abgeordneten ihr angeschrieben habt und welche Reaktion kam.
Für den 4. 6., 20.00 - 21.00 Uhr bereiten Heidi Meinzolt, Brigitte Obermayer und ich eine Sendung bei Radio Lora München vor, die ihr auch im livestream verfolgen könnt.
Am 27. 6. (Uhrzeit wird noch bekanntgegeben) findet im Eine-Welt-Haus in München ein Deutsch-afrikanischer Dialog mit Barbara Asamoah aus Ghana sowie Jennifer Menniger und Heidi Meinzolt statt, hierbei wollen wir auch des 150. Geburtstags von L.G. Haymann gedenken.
Die jungen Frauen, die sich nun im Norden und Süden Deutschlands bei uns engagieren, stimmen mich optimistisch. „Bringt eure Lebendigkeit und eure Hoffnung ein. Gemeinsam werden wir mit unserer Kraft Krieg stoppen. Wir sollten dazu nicht noch einmal ein hundertjähriges Jubiläum feiern müssen.“ (WILPF Manifesto 2015)
Friedensgrüße
Irmgard Hofer