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Edith Ballantyne, Bild: Rowan Farrell

Ein Leben für Frieden und Gerechtigkeit: Nachruf auf Edith Ballantyne

Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit trauert um ihre ehemalige Generalsekretärin und Internationale Präsidentin, Edith Ballantyne, die im Alter von 102 Jahren verstorben ist.

Am 25. März verstarb Edith Ballantyne (1922-2025) im Alter von 102 Jahren. Edith war eine prägende Persönlichkeit in der Geschichte der Women’s International League for Peace and Freedom. Von 1969 bis 1992 war sie Generalsekretärin der Organisation, von 1992 bis 1998 Internationale WILPF-Präsidentin. Ihr Weg und ihre Rolle innerhalb der Liga werden in diesem Nachruf ausführlich beleuchtet. Im Folgenden ein persönlicher Nachruf unseres WILPF-Mitglieds Heidi Meinzolt über eine langjährige Wegbegleiterin und Freundin und ihren unermüdlichen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, gefolgt von persönlichen Worten unseres Mitglieds Barbara Lochbihler.

„Noch vor wenigen Wochen hat mir Edith in einem Telefongespräch erzählt, wie sehr sie der Genozid in Gaza und die ungebremste Gewalt des israelischen Militärs gegen die Palästinenser bedrückten und was WILPF tun müsste, um die Stimmen gerade aus der Region für Frieden zu verstärken. Sie war immer am Ball und dachte aktionistisch. Wenn einmal das Internet ausfiel, das ihr Informationen über WILPF und die Welt ermöglichte, war sie verunsichert oder ärgerlich, denn dann fehlte der Zugang zum Weltgeschehen und zu WILPF.

Edith hatte bis zuletzt Freunde und Familie um sich, um zu diskutieren, ein Glas Wein (früher eher härtere Sachen) miteinander zu trinken und klar zu formulieren, wo, wann und wie Frau sich einzumischen hätte. Sie war, wie alle, die sie kannten, bestätigen, hochgradig motivierend in ihrer Überzeugungskraft für den Frieden etwas bewegen zu müssen und zu können. Sie inspirierte, verstand es aber auch zu unterstützen und immer klar die Gerechtigkeit anzumahnen: „You cannot have one without the other“. Ihr Wissen und ihre Einsatzfreude für eine bessere Welt waren gerade auch im UNO-Zusammenhang hoch geschätzt.

So habe ich persönlich eine wichtige, wohl letzte Freundin einer anderen Generation verloren, WILPF eine ihrer zentralen Führungsfiguren, die Familie vermisst ihr wichtigstes Mitglied. Als kleiner Trost bleibt, dass sie ein friedliches Ende gefunden hat, das sie sehr selbstbestimmt eingeleitet hat durch Verzicht auf Intensivmedizin und den Weg über palliative Begleitung.

Es gibt zahlreiche Quellen, die Edith Ballantynes Leben und Wirken beleuchten. In den nächsten Monaten erscheint ein Film, den der junge Schweizer Regisseur Fabian Chiquet mit und über sie gedreht hat. Es gibt eine öffentliche Webseite, die eine langjährige Wegbegleiterin, Felicity Hill, für Erinnerungen an Edith eingerichtet hat. Der Film über den WILPF ‚Peace Train‘ nach Peking im Jahr 1995 zeigt sie auch; in unserem IFFF-Buch „Frauen.Freiheit.Frieden“ gibt es unter den Biografien einen ausführlichen Beitrag über sie. Ich selbst habe unzählige Aufnahmen – nicht zuletzt von ihrem 100. Geburtstag – und Beiträge von ihr gespeichert, neben den zahlreichen ideellen Erinnerungen.

Edith ist am 10.12.2023 im Sudetenland geboren – am Datum des jetzigen internationalen Tags der Menschenrechte. Die Familie musste einst vor den Nazis fliehen und landete auf Umwegen in Kanada. Die Lebensumstände waren äußerst prekär. Der Kontakt zu Ligafrauen und ihrem sozialen und politischen Engagement brachte sie auf den Weg zu WILPF. Mit ihrem Mann, einem Journalisten und späteren UN-Beamten ging sie nach Genf und brachte dort vier Kinder zur Welt. Sie beschäftigte sich zunehmend auch selbst mit der UNO und nahm den Kontakt zum WILPF-Büro wieder auf. Von 1969-1992 war sie WILPF Generalsekretärin und bis 1998 im Anschluss internationale Präsidentin. Ihre Überzeugungskraft und Tatkräftigkeit trugen maßgeblich zur Entwicklung von WILPF bei.“

— Heidi Meinzolt, European Liaison Vertreterin WILPF Deutschland

“In the 1990s, Edith was President and I Secretary General of WILPF in Geneva – a time where the bi-polar world, the Cold War time, came to an end and the international community held a series of global conferences on human rights, on women, on social common goods. Edith was very much connected within the NGO committees to strengthen and reform the United Nations and to build Civil Society access to the UN. She tirelessly assisted, advised and networked with women and men from around the globe related to peace movements, to bring their issues to the UN. Her profound knowledge of international relations and the United Nations internal processes impressed me very much and so did her generosity and discipline in sharing this knowledge in a strong spirit of solidarity with all those who brought their political demands for justice and peace to Geneva.

Edith did not separate professional and private live, nearly always there were activists, WILPF and non-WILPF members, welcome in her house to discuss, to plan, to eat, to laugh. Decades later, since 2019, I have been coming to Geneva twice a year for human rights issues and visited Edith each time. Her human warmth, her interest in global affairs, her informed strong criticism of war-driven politics made each meeting a pleasure. Only in January we planned to have a meeting with the incoming Secretary General of WILPF to see what the new kid on the block is thinking…

Thank you, Edith, for everything,

Love Babsi

— Barbara Lochbihler, WILPF Germany member since 1985 

Edith Ballantyne (links) mit Heidi Meinzolt (WILPF Deutschland) und Rosa Logar (WILPF Österreich)